Wappen-HubJ

Hubertus-Jäger
Priesterath-Stolzenberg
1964

Gegründet wurden die Hubertus-Jäger als „Gartenbauverein“ im Mai des Jahres 1964.

Wie bei so vielen anderen Vereinen, erfolgte die Gründung aus einer Laune heraus, der ein harmloser Streich zum 01. Mai 1964 vorausging.

Und das war so:
Bis in die Mitte der 70ger Jahre war es in unserem Dorf Brauch, neben dem Aufstellen des Maibaums, in der Nacht zum 01. Mai mit einer Ackerwalze aus Eisen, lärmend durch die Nacht und das Dorf zu ziehen. Diese Walzen (in unserem Dialekt kurz Well genannt) waren große Ackergeräte von bis zu ca. 1 Meter Durchmesser und einer Breite von ca. 3 Meter, die hinter den Traktor gespannt zur Einebnung und Verfestigung der Felder und Wiesen benutzt wurden. In der Mainacht wurde eine der im Dorf vorhandenen Walzen „ausgeliehen“ und von den Jugendlichen mit viel Lärm durch das Dorf gezogen. Ganz freiwillig gaben die Landwirte dieses Ackergerät nicht heraus, da nach der Benutzung in der Nacht zum 01. Mai, die Walze irgendwo stehen gelassen oder sogar versteckt wurde, was unnötiger Aufwand für die Bauern bedeutete. Mit Vorbedacht hatten alle Bauern 1964 ganze Arbeit geleistet. Als die Dorfjugend in der Nacht zum 01. Mai auf leisen Sohlen sich eine Walze aneignen wollten, mussten sie feststellen, dass alle Ackerwalzen versteckt, zugestellt oder angekettet waren. Nun war guter Rat teuer! Es konnte doch nicht sein, dass der 01. Mai ohne den traditionellen Walzenlauf durchs Dorf beginnen sollte. Da erinnerte sich einer, ein paar Tage zuvor, auf einem Privatgrundstück eine kleine Gartenwalze in einem Treibhaus gesehen zu haben. Mit der kleinen Walze würde es nicht gar soviel Spaß machen wie mit der „Richtigen“ aber mit ein paar Ziegelsteinen in der Walzentrommel wäre der Lärm und der Gaudi besser als Nichts.

Gesagt getan! Die Tradition wurde hiermit beibehalten und anders als sonst, brachten die „Ausleiher“ die Walze an ihren ursprünglichen Platz zurück. Sogar eine Schachtel Zigaretten für den Besitzer wurde als

Leihgebühr dazu gelegt. Was von den jungen Burschen nicht bemerkt wurde war, dass sie in ihrer Aktion frisch umgegrabene Gartenbeete durchquert und überall ihre Fußabdrücke hinterlassen hatten. Am Sonntag nach dem 01. Mai, während des Frühschoppens in der Gaststätte Zander, berichtete der Besitzer der Walze, Josef Schlösser, dem im Dorf lebenden Polizisten Hans Pesch, dass jemand wohl seine Walze entwendet, diese zwar zurück gebracht aber das ganze Gartenbeet zertrampelt hätte. Es wären eindeutig mehrere unterschiedliche Fußspuren zu erkennen und ob diese Missetat nicht zur Anzeige gebracht werden könnte. Natürlich wurde das Thema sehr erst behandelt und alle waren eingeweiht bis auf die 3 jungen Männer, die etwas abseits der Theke standen und ganz große Ohren bekamen. Der Polizist schlug vor doch noch ein paar Tage zu warten, ob nicht noch jemand die Tat freiwillig gestehe bevor die Sache zur Anzeige gebracht würde.

Am Tag darauf schlenderten 4 Burschen, beladen mit diversen Gartengeräten und einem Korb voll mit Flaschenbier als wichtigstes Utensil den Gartenweg des Hauses Schlösser hinauf. Rund um das Treibhaus wurde geharkt, gegraben und immer wieder ein guter Schluck aus der Bierflasche genommen.

Von keinem der Beteiligten wurde die ganze Geschichte wirklich ernst genommen, da es sich zudem um den ältesten Sohn des Walzenbesitzers (Heinz-Josef Schlösser), um zwei Söhne des Polizisten (Rolf und Theo Pesch) und deren Kumpan (Hans Tiedeke) handelte.

Diese Episode war der Gründungsfunke des Gartenbauvereins, denn im Jahr 1964 zogen diese 4 Gesellen zum ersten mal, sich selbst auf die Schippe nehmend, als Gartenbauverein im Klompenzug der Dorfgemeinschaft mit.

HubertusJ-01

4 Jahre lang zogen die vier vom Gartenbauverein im Karierten Hemd mit Schöpp, Schuffel und Kratz sowie einen Arbeitshut tragend im Klompenzug mit. Verschiedene Themen wurden dort dargestellt. So erinnert sich der ein oder andere an das Jahr, als das Motto „Morje wüt de Hahn jeköpp“ mit einer selbst gebastelten Holz-Guillotine, einen Grill und einem lebendigen Hahn im Käfig auf dem Anhänger eines Einachsers dargestellt wurde.

Im Jahr 1968 vergrößerte sich der Gartenbauverein und es wurde die erste Uniform angeschafft. Diese Uniform, weiße Hose, weißes Hemd war ganz in der Tradition der Dorfgemeinschaft in der die 3 ursprünglichen Vereine zu ihren weißen Hosen, Hemden in verschiedenen Farben (rot, blau, grün) trugen. Als Farbtupfer trugen die Mitglieder des Gartenbauvereins grüne Gärtnerschürzen. Über die Jahre wuchs der Verein. Viele neue Mitglieder gesellten sich dazu, andere verließen den Verein.

Mit Einführung der grünen Jägeruniform Mitte der 70ger Jahre musste auch ein neuer Name her. Die Mitglieder entschieden sich für Hubertus-Jäger Priesterath, womit gleichzeitig die Uniformgestaltung festlag.

Zu jedem Verein gehört auch eine Fahne. Bestand die erste Fahne noch aus einem bemalten alten Betttuch, so wurde für die Hubertus-Jäger eine grüne Fahne mit einem Hirschkopf angefertigt. Und diese Fahne war nicht irgendeine, sondern eine neue Schwenkfahne. Seit 1975 stellen die Hubertus-Jäger mit Rolf Schlösser den Fahnenschwenker der Dorfgemeinschaft. Mit den Jahren wurden durch ihm sein Neffe Dirk Schlösser und sein Sohn Moritz Schlösser zu Fahnenschwenkern ausgebildet. In den letzten Jahren schwenken beim Krönungsball alle drei zusammen zu Ehren der alten und neuen Majestäten die Fahne und ernten immer wieder großen Beifall.

Neben den Kirmestagen engagierten sich die Mitglieder des Vereins auch zu anderen Zeiten in der Dorfgemeinschaft. So wurde über viele Jahre im Oktober ein „Oktoberfest“ unter verschiedenen Mottos gefeiert. Gerne erinnern sich die Mitglieder, die Dorfbewohner und damalige Gäste an Veranstaltungen wie –Französicher Abend-, -Holländischer-Abend-, -Puszta Fest- oder auch die original Oktoberfeste zurück. Mit viel Aufwand für Themen getreue Dekoration und immer neuen Ideen lockten die Hubertus-Jäger jahrelang zahlreiche Gäste zu diesen Festen.

Bis heute stellten die Hubertus-Jäger 10 Königspaare und ein König:

Heinz-Josef und Erika  Schlösser   (1980/81)

Lothar  und Helga  Becker    (1986/87)

Hans-Josef und Lotti  Kluge    (1987/88)

Hans-Gerd und Edelgard Schumacher   (1993/94)

Dirk  und Sandra  Schlösser   (1996/97)

Hans-Josef und Uschi  Kluge    (1998/99)

Lothar  und Helga  Becker    (1999/00)

Wolfgang und Christel Straßolnig   (2000/01)

Joachim und Andrea  Schiffer   (2004/05)

Dirk  und Iris  Schlösser/Schiffer  (2005/06)

Heinz-Josef    Schlösser   (2009/10)

Und wurden zwei mal von nicht Zugmitgliedern zum Königsehrenzug berufen, 1970/71 von
SM Bernd Dederichs und Königin Anni und 1978/79 von unserem langjährigen Oberst und späteren Ehrenoberst SM Josef Schlösser und Königin Edith.

Heute zählen die Hubertus-Jäger noch 13 aktive Mitglieder. Der älteste Aktive Heinz-Josef Schlösser ist zugleich auch noch das einzige im Verein verbliebene Gründungsmitglied.

Geselligkeit und Brauchtum sind immer noch die treibenden Kräfte im Verein. Hat sich über die Jahre auch viel geändert, ihrem Motto sind die Hubertus-Jäger immer treu geblieben.

Wer nie geliebt, Schöpp, Schuffel un Kratz,
der hat se net mie all op de Latz.

 

Ein ehrendes Gedenken unserer verstorbenen Mitglieder,
die teilweise viel zu früh von uns gegangen sind.

Willi Kebschul
Heinz Göbbels
Helmut Herten
Richard Schlösser
Josef Schlösser

Text und Bild Dirk Schlösser / Januar 2011

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