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1984 bis 1989 wurde Priesterath umgesiedelt, da es dem Braunkohletagebau Garzweiler weichen musste.

Heute wissen wir, das eine Umsiedlung nicht so einfach und unproblematisch für die Bevölkerung ist, wie es immer dargestellt wurde.

Die Umsiedlung hinterlässt ihre Spuren besonders bei älteren Betroffenen aber auch bei der jüngeren Bevölkerung. Zu erst kaum spürbar, das Neue überwiegt, auch wenn Nachbarschaften und soziale Kontakte gebrochen sind es ist das Neue, dass neue Haus, die neue Umgebung, es werden noch schöne Feste gefeiert (so lange sie unterstützt werden, was ja psychologisch gut gemacht ist). Doch nach einigen Jahren zeigen sich die ersten kleine Risse die mit der Zeit größer werden und für die Betroffenen immer problematischer werden.

Ich weiß, auf Grund vieler Gespräche und Nachfragen, dass es besonders in der älteren Generation immer mehr zu Problemen führt die Heimat, die Wurzeln verloren zu haben.

Das Problem der Heimatlosigkeit ist deshalb so groß, dass diese unwiederbringlich und nicht, wie z.B. bei Kriegs-vertriebenen, nicht mehr vorhanden ist. Was noch da ist, ist ein tiefes Loch ohne die Möglichkeit eines flächigen oder räumlichen Erkennens wo der ehemalige Wohnort oder gar Geburtshaus gestanden ist.

Der neue Ort hat sich verändert. Einige Häuser haben mittlerweile den Besitzer gewechselt soziale Kontakte sind gebrochen viele neue Bürger sind hinzugekommen zu denen der Kontakt fehlt, der neue Ort gerät immer mehr zur Wohnstätte zwischen Freizeit und Beruf in den umliegenden Städten . eine gewisse Vereinsamung der Einzelperson tritt ein. Was man so an den alten, den über Generationen gewachsenen Orten so nicht kannte. Gemeinschaften zu halten wird immer schwieriger der einzelne wird zum Individualist bindet sich nicht mehr und so bleiben soziale Kontakte auf der Strecke.

Das ist die neue Situation, wollten wir das, haben wir uns das gewünscht, nein aber es gab keine Chance es waren politische und besonders kommerzielle Entscheidungen wogegen der Einzelne machtlos war. Mögen sich die verantwortlichen in Zukunft auch über die langjährigen Auswirkungen im Klaren sein und ihre Entscheidungen so überdenken ob diese auch menschlich und moralisch vertretbar sind.

Tausende von Jahren gewachsene Geschichte wurde in den 90iger Jahre in kürzester Zeit zerstört und unwiederbringbar beseitigt wo sind die Orte wo man die Geschichte der betroffenen Bürger fassen konnte wo sind die Orte die man mit seinen Wurzeln identifizierte, nichts ist geblieben.

Nach vielen Jahren wird es den “vertriebenen” langsam klar was hier aus reiner Ertragsgier, da ökologisch und mittlerweile auch ökonomisch stark umstritten, zerstört wurde. 
Es muss gestattet sein den Raubbau an Natur und geschichtsträchtiger Landschaft kritisch zu betrachten.
Es wird noch Jahre dauern bis es den Betroffenen, allen von Umsiedlung betroffenen Menschen in unserer Region klar wird was hier dem Braunkohlenabbau weichen musste.

Ja wir konnten auf unsere Jahrtausende Geschichte stolz sein, doch vorzeigen, nein dazu blieb uns nichts mehr. Wir hegen die Hoffnung dass in den nachkommenden Generationen das Gefühl für Heimat wieder wächst und einen hohen Stellenwert erhält.

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